Game-Forum am Digitaltag Schweizer eSportler auf dem Vormarsch: Forum am Digitaltag

Gabriele Griessenböck

26.10.2018

Nicht nur diskutiert wurde, sondern auch ausprobiert: Ein Besucher des eSport Business Forum probiert eine VR-Brille aus.
Nicht nur diskutiert wurde, sondern auch ausprobiert: Ein Besucher des eSport Business Forum probiert eine VR-Brille aus.
Gabriele Griessenböck

Mit über 200 Teilnehmern traf sich die Schweizer eSport-Szene am Schweizer Digitaltag am 25. Oktober in St.Gallen. Die Olma Messen wurden zur «Battle Arena» für Gamer und Unternehmer gleichermassen.

Früher nannte man sie Nerds und Stubenhocker, heute werden junge Gamer gefeiert wie Rockstars. Mit Millionen Zuschauern, Fans und Followern.

eSport zählt zu den global am schnellsten wachsenden Sportarten. Konsolensport ist ein Milliardengeschäft. In diesem spannenden Mark fristet die Schweiz allerdings noch ein Nischendasein. Das soll sich bald ändern, wie man am ersten eSport-Business-Forum in St.Gallen erfuhr.



Gaming in der Schweiz schon weit, eSports weniger

«In den nächsten drei Jahren wird eSport zu den Top fünf Sportarten der Schweiz zählen», meint Daniel Luther, eSport Experte von ESB Marketing Netzwerk. Derzeit gebe es 840'000 aktive Gamer in der Schweiz. Im Gamingbereich ist die Schweiz also bereits sehr weit. «Im Profibereich, sprich eSport, liegt die Schweiz im internationalen Vergleich nur auf Platz 55», wiegt Luther allerdings ein.

Daniel Luther von ESB Marketing Netzwerk.
Daniel Luther von ESB Marketing Netzwerk.
Gabriele Griessenböck

Dies sei jedoch nicht auf die Grösse des Landes zurückzuführen: Ähnlich kleine Länder wie Dänemark bieten bereits eSport im Unterricht sowie eSport-Studiengänge an. Hier ist die Schweiz erst am Aufholen.



Fehlende Strukturen im schweizer eSport

ESport in der Schweiz steckt noch in den Kinderschuhen. «Was der klassische Sport dem eSport voraus hat, das sind die klassischen Strukturen mit Vereinen, Trainern und Ansprechpartnern», meint Vinzenz Kögler, Ex-Präsident der Swiss Esports Federation.

Es brauche strukturierte Vereinsgründungen, eine Talentschmiede und geförderte Trainingslager. Kögler ist auch davon überzeugt, dass eSport dringend Vereinsförderungen erhalten sollte, um sich am internationalen Parkett durchzusetzen. «Kinder würden dann nicht mehr alleine zu Hause zocken, sondern in geordneten Vereinsstrukturen unterstützt.»

Der «Digital Sports Hub Switzerland» setzt sich hierzulande für den eSport ein.
Der «Digital Sports Hub Switzerland» setzt sich hierzulande für den eSport ein.
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Auch der Ruf nach einer Schweizer Liga für «FIFA» wurde laut. «eSport ist international. Nur mit einer eigenen Liga werden Fußballclubs langfristig in diese Sportart investieren», ist Joachim Reuter, Marketingverantwortlicher des FC Basel überzeugt. Dass der FC St.Gallen sein Engagement im eSport einschränkt, sei ein Warnsignal für den virtuellen Rasensport in der Schweiz. «eSport ist nicht das Allheilmittel, um auch künftig unsere Stadien zu füllen, aber es ist eine Massnahme, um junge Leute zu erreichen», meinte Reuter.



Kritische Worte fand auch Martin Schorno von Amazing Events. Noch sei es die breite Masse von Gamern, die die Eventlocations füllen, nicht der professionelle eSport. «Es braucht einen Shaqiri im Schweizer eSport», meint Martin Schorno. Noch sei die Schweizer eSport-Szene recht überschaubar, aber es gibt bereits eine solide eSport-Basis mit spannenden Start-Ups und mutigen Projekten.

Die Pioniere im Schweizer eSport

Ein Beispiel dafür ist der Touring Club Schweiz (TCS), der seit kurzem auch Veranstalter einer der grössten nationalen eSports-Ligen. Die «TCS Rocket League» ist kurz zusammengefasst virtueller Fussball mit Autos und zählt mit über 60'000 aktiven Spielern zu einem der meistgespielten Games der Schweiz.

200 Teilnehmer waren in die Olma Messen gekommen, um sich den neuesten Trends rund um den Schweizer eSport zu widmen.
200 Teilnehmer waren in die Olma Messen gekommen, um sich den neuesten Trends rund um den Schweizer eSport zu widmen.
Gabriele Griessenböck

Am «Hero Fest» in Bern Anfangs Oktober lancierte Swisscom ihre eigene eSports-Liga: Eine nationale und internationale Bühne für den eSport. Mit der «Swisscom Hero League powered by ESL» gründet Swisscom in Zusammenarbeit mit ESL eine Schweizer eSports-Liga, sowohl für Profis als auch für die breite Bevölkerung. Neu gibt es zudem auf Swisscom TV mehrere Game-Sender und künftig eine Game-Themenwelt.



Und auch Postfinance gründete erst kürzlich ein eigenes eSport-Team. Fünf junge Schweizer sollen sich unter professioneller Leitung im Computerspiel «League of Legends» an die europäische Spitze spielen. Das eSport-Experiment der Bank startet im Januar 2019 und läuft zunächst ein Jahr lang. «Wir wollen die digitalste Bank der Schweiz werden», sagt Thomas Zimmermann, Leiter Brand Experience PostFinance.

Der jüngste und der älteste Teilnehmer waren begeistert: Marco (17) und sein Grossvater Erich Günthart (84) liessen sich weder Diskussionen noch Games entgehen.
Der jüngste und der älteste Teilnehmer waren begeistert: Marco (17) und sein Grossvater Erich Günthart (84) liessen sich weder Diskussionen noch Games entgehen.
Gabriele Griessenböck

Eines der Ziele des Experiments sei es aufzuzeigen, wie einfach Finanzen in der digitalen Welt verwaltet werden können. «Diesen Milliardenmarkt haben die klassischen Finanzdienstleister bis jetzt völlig verschlafen. Wir wollen Präsenz zeigen», so Zimmermann. Das Experiment lief mit 820 eingereichten Bewerbungen jedenfalls erfolgreich an. Der Ausgang sei noch völlig ungewiss. «Aber wenn wir etwas gewinnen, dann sind es Erfahrungen und auch der Schweizer eSport wird davon sehr profitieren.»

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