Teil 10 Das Tornetz spielt eine untergeordnete Rolle (10/40)

Beni Thurnheer

18.6.2018

Ziel jeder Partie Fussball ist es, den Ball, mit dem gespielt wird, möglichst häufig ins Tor des Gegners zu befördern. Dies muss nach den allgemein anerkannten Spielregeln geschehen. Dass diese eingehalten werden, dafür sorgt ein Spielleiter, der Schiedsrichter.

Auf den ersten Blick mag es so aussehen, als ob es dann ein Tor gegeben hätte, wenn der Ball ins Tornetz geflogen ist. Dem ist aber nicht so. Es genügt nämlich schon, wenn der Ball hinter die eigentliche Torlinie gelangt ist, dies allerdings ganz, das heisst mit seinem gesamten Umfang. Das kann auch irgendwo in der Luft sein, hinter dem dünnen Vorhang zwischen Pfosten, Latte und Linie, den man sich zur Veranschaulichung vorstellen kann.

Damit ein Tor gültig ist, muss das imaginäre Auge unter der Latte die ganze, bis zu 12 cm breite Torlinie sehen. Diese darf keinen Millimeter mehr abgedeckt sein. Es genügt also nicht, dass der grössere Teil des Balles hinter die Linie gelangt ist, wie es wohl der Empfindung vieler entsprechen würde, nein, die ganze Kugel muss ins Tor, das heisst hinter die Torlinie gerollt oder geflogen sein.

Mit der Einführung der Torlinientechnologie – mit der sich messen lässt, ob der Ball die Torlinie vollständig überquert hat oder nicht – hat sich auch eine der häufigsten Streitfragen im Fussball erübrigt.

Wozu aber ist eigentlich das Netz da?

Es spielt eine eher untergeordnete Rolle. Es fängt die Bälle auf, die mit Wucht ins Tor eingedrungen sind, und dient nur als Beweismittel dafür, dass der Ball auch wirklich ins Tor und nicht daneben- oder darübergeflogen ist. Ansonsten hat es lediglich noch eine psychologische Wirkung: Demjenigen, dem ein Treffer gelingt, wird es besonders wohl im Bauch, wenn er sieht, wie sich das Netz auf Grund seines kräftigen Schusses bauscht und der Ball darin zappelt. Deshalb schreien die extrovertierten Italiener beim entsprechenden Ereignis nicht wie wir nüchternen Germanen ‹Tor!›, sondern ‹rete!›, was nichts anderes bedeutet als ‹Netz›.


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