Teil 13 Der Torhüter ist eigentlich gar kein Fussballer (13/40)

Beni Thurnheer

18.6.2018

Der Torhüter, auch Torwart, Tormann, Torsteher, Keeper oder Goalie genannt, steht unmittelbar vor dem Tor, das heisst eigentlich zwischen den Pfosten fast schon im Tor drin. Er versucht als Letzter, dem Ball das Eindringen zu verwehren.

Den Goalie erkennt man daran, dass er anders gekleidet ist als seine zehn Teamkollegen. Er braucht kein Dress in den gleichen Farben zu tragen wie die anderen, sondern er streift sich einen gepolsterten Pullover über. Manchmal schützt er sich mit einer Kappe vor der blendenden Sonne, vor allem aber trägt er Handschuhe.

Der Torhüter ist der Einzige, der den Ball ungestraft in die Hände nehmen darf, wenigstens in der Nähe seines Tores. Das macht ihn überlegen, besonders wenn der Ball hoch vors Tor geflogen kommt. Hält er ihn, so besitzt er ihn fest und sicher, im Gegensatz zu allen anderen, den Feldspielern, die den Ball, den sie am Fuss führen, nie hundertprozentig unter Kontrolle haben und immer damit rechnen müssen, dass er ihnen gleich wieder streitig gemacht wird.

Der Ball darf dem Goalie nicht aus der Hand geschlagen werden, auch dann nicht, wenn er die am Boden liegende Kugel nur mit einer Hand blockiert hat und es deshalb ein Leichtes wäre, sie wegzukicken. Damit keine Zeit vertan wird, ist der Torhüter gezwungen, den Ball nach spätestens sechs Sekunden wieder freizugeben. Dies reicht locker für jedes denkbare Manöver, umso mehr, als dass sich ihm die Gegenspieler nicht in den Weg stellen dürfen. Diese zeitliche Begrenzung ist an die Stelle einer früheren räumlichen getreten, nach welcher der Torhüter den Ball nach spätestens vier Schritten wieder loswerden musste. Diese ‹Vier-Schritte-Regel› bewährte sich aber nicht, konnte doch durch blosses Stehenbleiben trotzdem Zeit ‹geschunden› werden.

Gewichtige Regeländerung

Die erst 1992 eingeführte Rückpassregel hat die Position des Goalies etwas geschwächt: Wenn ihm einer aus der eigenen Mannschaft den Ball absichtlich mit dem Fuss zuspielt, darf auch der Torhüter seine Hände nicht benützen (wohl aber bei Rückgaben mit dem Kopf, der Brust oder dem Knie sowie bei allen unfreiwilligen Abprallern).

Der Goalie muss sowohl Schüsse aus nächster Nähe als auch Weitschüsse abwehren. Manchmal braucht es dazu einen Hechtsprung oder sonst eine spektakuläre Parade. Den Aufprall am Boden dämpft dann sein gepolstertes Tenü, und dank solch auffälliger Aktionen ist schon manch ein Keeper zum Helden eines Spiels geworden.

Besonders gefürchtet sind bei den Goalies die Aufsetzer. Das sind Schüsse, die kurz vor dem Tor am Boden aufprallen und deshalb besonders schwer zu berechnen sind. Die Sportjournalisten verwenden dann immer das gleiche Eigenschaftswort und sprechen unisono vom ‹tückischen Aufsetzer›.


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