An der Pressekonferenz spricht Roger Federer nach seinem Achtelfinaleinzug über seinen Gegner Tsitsipas, ob es einen Unterschied macht, zu welcher Zeit man spielt und ob seine besten Jahre noch vor ihm liegen.
Einer Ihrer Söhne war im Publikum ...
Lenny wollte wohl unbedingt bei Mirka sitzen. Ich wusste nicht, dass sie heute kommen. Es freut mich, dass sie ab und zu bei Matches vorbeikommen. Die Buben sind sicher ballsportbegeisterter als die Mädchen. Bei ihnen ist es ok, aber nicht so stark wie bei den Buben oder bei mir früher.
Wie schwierig ist es, zu unterschiedlichen Zeiten – am Tag oder bei den Night Sessions – zu spielen?
Heutzutage kann es vorkommen, dass man fast nur noch am Abend spielt, vor allem die Top-Spieler. Hier ist es in den letzten Runden ähnlich. Lustigerweise trainieren wir aber nie zu später Stunde, weil es von der Terminplanung einfach besser am Tag ist. Natürlich ist es eine Umstellung, mitten am Tag ein Match zu spielen. In meinem Alter brauche ich dann halt ein zusätzliches Warm-up. Ein grösserer Faktor sind die Bälle, die in den letzten Games jeweils schneller verfilzen. Und wenn es draussen 35 Grad ist, springt der Ball logischerweise auch anders ab.
Taylor Fritz gehört zu der sogenannten «New Generation». Was zeichnet denn diese Spieler aus?
Sie sind sich halt seit Juniorenzeiten gewöhnt, mit den neuen Saiten und Schlägern zu spielen. Zum Beispiel kann man so den Griff anders halten. Mein erster Schläger war ja noch aus Holz. Mit den neuen Saiten lassen sich die Bälle besser kontrollieren und mit mehr Topsin schlagen. Diese neue Generation setzt mehr auf Aufschlag, Return und Grundlinienspiel, weniger auf das Volley-Spiel.
Die jamaikinische Sprint-Legende Merlene Ottey hat im hohen Alter noch Rekorde aufgestellt. Sie macht auch noch mit 58 Jahren bei Wettkämpfen mit. Meinen Sie, Ihre besten Jahre liegen noch vor Ihnen?
Das ist ein gutes Vorbild. Aber in meinem Fall: «Nein, ich denke nicht» (lacht). Die letzten zehn Jahre haben grossen Spass gemacht, wahrscheinlich mehr als die zehn davor. Aber mit meiner Familie und mit der Karriere, die ich hatte, will ich gesund zurücktreten. Momentan ist alles im grünen Bereich bei mir und in meinem Umfeld. Ich bin einfach glücklich, wo ich jetzt im Leben stehe und wie es mit der Karriere vorwärtsgeht.
Gestern war die Partie zwischen Konta und Muguruza erst um 3.12 Uhr fertig. Denken Sie, so was ist gut für das Tennis? Oder sollte man die Spielplanung nicht anders machen?
Die Zuschauer, die da waren, waren glücklich. Ebenso die TV-Zuschauer, die so um diese Uhrzeit noch Tennis zu sehen bekamen. Natürlich ist es nicht ideal, aber so etwas kann halt manchmal vorkommen. Ich wüsste auch keine bessere Lösung, ausser die Spiele in einem Aussenplatz spielen zu lassen, was aber dann auch ziemlich traurig wäre. Nach meinem ersten Spiel ging ich etwa erst so gegen 3.30 Uhr ins Bett. Als Tennis-Spieler muss man flexibel sein, vor allem im Kopf. Als Junior spielt man dreimal am Tag. Das gehört zum Tennis-Leben, und wir mögen es eigentlich auch so.
Was denken Sie über Ihren nächsten Gegner, Stefanos Tsitsipas?
Ich bin froh, dass ich am Hopman Cup gegen ihn gespielt habe. Er hat dort wirklich gut gespielt. Es war wirklich gutes Tennis-Niveau. Natürlich ist es ein anderes Match hier, Best-of-Five, in der 4. Runde eines Grand Slams. Man hat sich nun an die Bediningungen gewöhnen können. Er musste in seinem Spiel gegen Basilashvili schwer arbeiten, weil dieser hart auf den Ball schlägt. Also musste sich Stefanos häufig in der Defensive abrackern. Ich habe kurz ins Spiel reinsehen können, bevor es bei mir losging. Ich bin glücklich für ihn und freue mich auf das Spiel. Ich mag es, dass er variert und auch ans Netz kommt. Man wird also offensives Tennis zu sehen bekommen. Er ist sicher in Form.
Wie ist er neben dem Platz so?
Natürlich habe ich mit ihm schon ein paar Mal gequatscht. Er war da aber meist zurückhaltend, fast schon scheu.
Sie sind nach Ihrer sechsmonatigen Absenz wie neugeboren zurückgekommen. Wieso kann eine solch lange Pause im Tennis sogar besser sein, als etwa vielleicht sechs Monate langes Training?
Jede Sportart hat eigentlich so etwas wie eine spielfreie Zeit. Wir haben so etwas nicht wirklich. Dafür können wir, etwa bei einer Verletzung, jederzeit wieder einsteigen, was positiv ist. Für Spieler, die schon lange auf der Tour sind, kommen solche Absenzen mit Verletzungen eigentlich automatisch. Das gibt dem Körper Zeit, sich selber zu heilen und man kann gleichzeitig auch mental neue Energie finden. Natürlich ist es dann nicht einfach, wenn man im Ranking durchgereicht wird. Und wenn man dann nicht gut spielt, ist man schnell im Niemandsland. Man hat also keine Garantie, dass ein Comeback jedesmal gelingt. Man muss also schon Vertrauen haben, eine solche Entscheidung zu fällen.
Erinnern Sie sich eigentlich an alle Finalspiele?
Ja, eigentlich schon. Denn die Gedanken daran, ob gewonnen oder verloren, nimmst du zum nächsten Turnier mit, also erinnert man sich irgendwie daran. Schwieriger ist es, sich an die zweiten, dritten oder vierten Runden zu erinnern. Die gehen Schlag auf Schlag. Dort versucht man irgendwie weiterzukommen, ohne gross nachzudenken.
Denken Sie manchmal nach einem tollen Punkt, den wird man sicher bald im Highlight-Video sehen?
Nicht wirklich. Ich habe früh gelernt, dass wenn man sein Spiel in grossen Arenen normal durchzieht, automatisch gute Schläge folgen. Es ist irgendwie unvermeidlich, mit all dem Training, dieser Geschwindigkeit und der Athletik in diesem Sport. Aber es wäre der falsche Weg, wenn man daran denken würde. Als aufkommender Teenager habe ich natürlich solche Sachen versucht, auf irgendeinem Aussenplatz. Dann hast du gemerkt: «Ok, es interessiert da niemanden». Du mussst für diese Sachen schon auf dem Center Court sein.