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Corona-Tagebuch Zum Glück, meinem Vater geht es besser und ich trainiere weiter
Von Bruno Bötschi
30.4.2020
«Bluewin»-Redaktor Bruno Bötschi macht seit bald zwei Monaten Homeoffice. Was er während der Corona-Notstandwochen erlebt, schreibt er in sein Tagebuch.
Das Coronavirus beherrscht seit Monaten das Leben in der Schweiz. Die Lage ist ernst, sehr ernst sogar, aber nicht hoffnungslos.
Ein guter Zeitpunkt, um seine Gedanken mal wieder in einem Tagebuch niederzuschreiben.
Mittwoch, 29. April: Bereits läuft die dritte Woche der Sixpack-Challenge. Wider meine eigenen Erwartungen bin ich nach wie vor dabei und trainiere ziemlich fleissig. Heute leistete ich zudem einen Sonder-Effort. Ich ging probeweise mit einer Personaltrainerin eine Stunde in den Wald trainieren. Rücken, Beine, Bauch! Und als wäre mir das Universum gut gesinnt, kam genau in dem Moment die Sonne raus, als das Training auf dem Vitaparcours begann, nachdem es davor stundenlang Bindfäden geregnet hatte.
Dienstag, 28. April: Telefonat mit meinem Vater. Es geht ihm deutlich besser also noch vor fünf Wochen, als er wegen seines Bandscheibenvorfalls ins Spital eingeliefert worden war. Danach war er noch zweimal im Notfall, aber jetzt scheint sich sein Körper etwas beruhigt zu haben. Zum Glück. Die Gesundheit ist ein fragiles Gut, das mussten wir alle in diesen Monaten hautnah und schmerzlich erleben. Dieses vermaledeite Virus!
Und trotzdem: Ich wollte mich von den vielen unschönen Wochen nicht unterkriegen lassen. Ich habe keine Lust auf Trübsal blasen, auch weil ich weiss, dass wir Schweizerinnen und Schweizer auf sehr hohem Niveau leiden. Natürlich ist es ein riesengrosser Mist, dass wir seit Wochen nur wenig nach draussen sollen/können/dürfen. Gleichzeitig mache ich mir immer wieder bewusst: Die Regale in den Läden sind voll und auch sonst geht es uns gut. Und mir besonders: Ich kann, wenn mir die Decke auf den Kopf fällt, auf die grosse Terrasse hocken und die Sonne anlächeln.
Montag, 27. April: Nach acht Wochen Wartezeit durfte ich heute endlich wieder zum Coiffeur. Was ich dabei erlebt habe? Das gibt es hier zu lesen. Was sonst noch gelaufen ist zum Wochenanfang? Homeoffice und Sixpack-Challenge. Momoll, die dritte Trainingswoche (von zwölf) hat begonnen. Und ich darf mit Stolz vermelden: Ich trainiere brav, mache regelmässig meine Übungen und gehe fast jeden Tag Velofahren. Weniger schön ist, dass sich mein Bauch bisher standhaft weigert, die Verwandlung zum Sixpack anzutreten. Aber keine Angst: Ich bleibe dran.
Sonntag, 26. April: Mein Pass und meine Identitätskarte sind vor zwei Wochen abgelaufen und ich kann im Passbüro erst anfangs Juni neue Ausweise holen gehen. Früher wäre ich deswegen ziemlich in die Sätze gekommen. Mit ein Grund: Als ich vor Jahren einmal nach Kuba reisen wollte, musste ich mir am Flughafen Zürich einen Notpass ausstellen lassen, weil mein Pass abgelaufen war. Das ist mir damals ziemlich in die Knochen gefahren. Aber heute ist alles anders, das vermaledeite Coronavirus hat uns alle zu Reisemuffeln gemacht. Ich denke, in diesem Jahr werde ich sicher nicht mehr ins Ausland reisen – und wohl auch 2021 nicht. Dabei hatte ich doch geplant, den kommenden Winter in Australien zu verbringen. Aber wie heisst es so schön: Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Samstag, 25. April: Kreativität gegen Corona. Ein Freund, der auch seit Wochen im Homeoffice sitzt, kam in Dichterlaune. Er hat mir einige seiner Verse gemailt. Und weil ich diese mag, publiziere ich eine Auswahl davon:
Nebel
Die Sonne scheint draussen heiter
Coronabedingt fragt sich: Wie weiter?
Eigentlich sonderbar
Wenn heiter, dann weiter
Bei Nebel wieder alles unklar.
Hamster(n)
Der Hamster in Tendenz ein Tier zum Lieben
Höchstens das Meerschwein von ähnlichem Rufe umtrieben
Doch hätte sich der Hamster je gedacht,
dass die Supply-Chain seinetwegen zusammenkracht.
Tele-Apéro
Kurz nur wollt ich Hallo sagen
Skype gestartet – Apéro aufgetragen
Drin ist man in wenigen Momenten
trotz digitaler Komponenten
Den Schluss zu finden bleibt schwer
Profanes Lüften reicht nicht mehr.
Freitag, 24. April: Homeoffice und den ganzen Tag Vorfreude auf den Start der zweiten Staffel «After Life» von Ricky Gervais. Ich werde nicht enttäuscht. Gervais spielt Tony, den frisch verwitweten Redaktor einer Lokalzeitung, der sich längst das Leben genommen hätte, müsste er sich nicht noch um den Hund kümmern. Tony vermisst seine Frau und deshalb guckt er jeden Abend alte Videos aus glücklichen Tagen. Er trinkt hin und wieder (zu viel) Alkohol. Und er ist gnadenlos ehrlich mit seinen Mitmenschen. Und das soll lustig sein? Habe ich doch gar nicht gesagt. Aber bevor ich es kompliziert mache: Ich glaube fast, die Serie «After Life» kann nur verstehen, wer Ähnliches (siehe auch mein Tagebuch-Eintrag vom 14. April) erlebt hat.
Donnerstag, 23. April: Mehrfach wurde ich diesen Tagen von Freundinnen und Freunden angegangen, die sich wegen der «doofen Journalistenfragen» während dem Point de Presse zum Thema «Corona-Pandemie» des Bundesrates nervten.
Mein Umfeld stört es zum Beispiel, wenn dreimal nacheinander eine ähnliche Frage gestellt wird. Ich mich auch. Aber natürlich habe ich das meinen Freundinnen und Freunden nicht so gesagt. Ich mache meinen Berufsstand nicht unnötig schlecht. Stattdessen versuche ich jeweils mit allen möglichen und unmöglichen Erklärungen die schreibende Zunft in Schutz zu nehmen.
Ich bin übrigens ein grosser Fan von unserer direkten Demokratie. Und bin glücklich darüber, dass wir keine allmächtige Präsidentin oder einen Super-Schnurri-Präsidenten à la Donald Trump in Bern oben hocken haben. Gleichzeitig mag ich die Corona-Auftritte von Alain Berset (und auch allen anderen unseren Bundeserätinnen und -räten) sehr. Ja, ich finde: Die sieben Damen und Herren machen in dieser «verschies.....» Zeit einen grossartigen Job. Und deshalb: Landesvater Alain Berset? Ja gerne.
Mittwoch, 22. April: Homeoffice von 6.30 bis 15.30 Uhr, danach aufs Velo gestiegen und eine neue, wenig befahren Route entlang von wohlriechenden Raps-Feldern getestet. Wunderbar! Und es gibt noch eine erfreuliche Neuigkeit: Mein Schoggi-Entzug nimmt langsam konkrete Formen an, heute habe ich kein einziges Täfeli verdrückt.
Dienstag, 21. April: Ich gebe zu, ich bin ein Serien-Junkie, also ein Netflix-Serien-Junkie. Ehrlich gesagt, war ich das aber schon vor der Corona-Pandemie. Also nicht, dass ich nächte- oder gar tagelang Serien gucken würde, aber drei oder vier Folgen hintereinander gehen problemlos. «Unorthodox» habe ich sogar an einem einzigen Abend geschafft. Ach, das war ja auch nur eine Miniserie mit vier knapp einstündigen Folgen.
Montag, 20. April: Bald ist es vorbei mit meinen Bad-Hair-Days: Ich habe heute Morgen einen Coiffeur-Termin ergattert. Und das ist gut so. Ich muss nur noch sieben Tage warten, dann wird das blondierte Gestrüpp auf meinem Kopf wieder ordentlich aussehen. Ich hatte ja bereits ganz am Anfang der Corona-Pandemie entschieden: Dauert der Lockdown länger als einen Monat, werde ich mir die Haare raspelkurz abrasieren. Nun bin ich heilfroh, dass ich den Rasierer nicht benutzen muss.
In meinem bisherigen Leben habe ich erst einmal versucht, meine Haare selber zu bändigen, sprich millimeterkurz zu schneiden. Das Unterfangen scheiterte kolossal. Zum Resultat sei nur so viel erwähnt: Ich getraute mich danach längere Zeit nur noch mit Kappe unter die Menschen.
Sonntag, 19. April: Als ich heute Morgen mit dem Velo (Sixpack-Challenge!) durch den Wald gerollt bin und dabei staunte, wie schnell die Bäume in den letzten Tagen ihr Sommerkleid angezogen haben, kam mir plötzlich in den Sinn: Vor ein paar Monaten dachte ich, es wäre schön, wenn ich wieder etwas mehr im Wald unterwegs sein könnte, so wie damals als Kind. Nun, der Wunsch ist unter ziemlich komischen Umständen in Erfüllung gegangen. Seit dem Lockdown bin ich fast jeden Tag im Wald gewesen.
Und deshalb mein Tipp für alle jene Menschen, denen das Coronavirus und die tagtägliche Nachrichtenflut dazu schon ganz lange zum Hals raushängen: Ab in den Wald! Hocken Sie auf einen Baumstrunk, hören auf die Stimmen des Waldes und staunen, was für erstaunliche Dinge passieren. Oder haben Sie schon mal einen Baum umarmt? Na los, machen statt motzen!
Lesetipp: Das geheime Leben der Bäume von Förster Peter Wohlleben.
Samstag, 18. April: Nun ist es klar: Das Modeaccessoire des Jahres wird die Maske sein. Schon manch ein Star liess sich in den letzten Wochen mit Maske fotografieren. Das Model Bella Hadid zeigte sich bei Instagram maskiert im Flugzeug, genauso wie Schauspielerin Gwyneth Paltrow. Ich selber war bisher noch nie mit Maske einkaufen, aber möglicherweise droht das demnächst auch mir.
Ich habe mir deshalb schon vor ein paar Tagen medizinische Masken gekauft. Vorsorge ist besser als heilen. Aber ehrlich, schick oder gar modisch sehen diese weiss-blauen Teile wirklich nicht aus.
Ich habe deshalb heute bei shirtcity.ch noch eine waschbare Mundmaske bestellt, die ich selbst gestalten konnte. Wenn ich schon mit Maske unterwegs sein soll, dann soll es auch ein bisschen adrett aussehen. Alle jene übrigens, die noch kreativer sind und gestalterisch mehr Talent haben: Einen Mundschutz kann man auch selber basteln, mehr Informationen dazu unter diesem Link.
Freitag, 17. April: Und täglich grüsste das Homeoffice. Abends werde ich wunderbar bekocht. Es gibt Käse-Soufflé. Ich behaupte: Es war das Allerbeste weit und breit.
Donnerstag, 16. April: Nein, lieber vermaledeiter Coronavirus, du kriegst mich nicht. Du sorgst zwar immer wieder für ungute Gefühle in meinem Magen, aber du wirst mein Leben nicht total kaputt machen. Heute habe ich mir deshalb einen Spass erlaubt und Balsam auf meine Seele geschmiert.
Wie ich das geschafft habe? Ich habe in meinem Fundus im Keller nach allen möglichen verrückten Sachen gesucht und danach einige Porträtbilder geschossen. Für einen besonders glänzenden Auftritt habe ich mir eine alte Rettungsdecke (Bild siehe oben) übergeworfen. Aber nicht, dass jetzt irgendwelche Verschwörungstheoretikerinnen und -theoretiker plötzlich behaupten, diese Decken würden gegen das Virus schützen ...
Mittwoch, 15. April: Ein Werktag in der Isolation gleicht immer mehr dem anderen: Ich stehe um 6.25 Uhr auf, starte um 6.30 Uhr den Computer und mache bis kurz vor oder nach 16 Uhr Homeoffice. Danach steige ich entweder auf das Velo oder mache Fitnessübungen daheim (Sixpack-Challenge!).
Der heutige Tag beinhaltete immerhin einen Unterschied zum Vortag: Ich habe ein neues Buch angefangen zu lesen – «Unorthodox» von Deborah Feldman. Als sich die junge Frau aus der ultraorthodoxen jüdischen Glaubensgemeinschaft der Satmarer im New Yorker Stadtteil Williamsburg losreist, erhält sie Todesdrohungen – mittlerweile ist Feldman eine gefeierte Autorin und hat in Berlin eine neue Heimat gefunden. Und für alle Menschen, die nicht gerne lesen, denen kann ich die Netflix-Serie zum Buch wärmstens ans Herz legen.
Dienstag, 14. April: Während der vergangenen Wochen habe ich etwas gelernt: In nächster Zeit will ich möglichst wenige Menschen treffen, die den Lauf der Welt vor allem negativ sehen. Stattdessen werde ich mich an den Rat von Komiker Peach Weber halten, den er mir während unseres Interviews kürzlich gegeben hat: «Ich bin fest davon überzeugt, in Krisen können Menschen, die ihren Optimismus nicht verlieren, viel mehr helfen als Pessimisten, welche die Situation ständig noch schlechter reden.»
Trübsal blasen ist kein Hobby von mir, auch wenn ich mich dieser Tage oft ausgeliefert fühle – diesem vermaledeiten Coronavirus. Momoll, ich spüre immer wieder ein Unwohlsein in meinem Bauch und ein undefinierbares Ziehen. Oder bin ich einfach nur nervös, weil ich nicht weiss, was noch kommen wird?
Dabei ist das monatelange Nicht-rausgehen-wollen, Nicht-rausgehen-können, keine wirklich neue Erfahrung für mich. Als vor 19 Jahren mein erster Freund starb, hatte ich auch lange Zeit keine Lust, etwas zu unternehmen.
Ich stand an seinem Bett auf der Intensivstation, als er starb. In diesem Moment, in dem ich hätte völlig am Ende sein sollen, war mir, also würde ich irgendwie gehalten. Es war ein nebliger Tag, aber ich sah in der Ferne ein Licht, das sich wie Hoffnung anfühlte. Es war so etwas wie das Gefühl, dass ich etwas überstanden hatte, was sich nicht überstehen lässt.
Was folgte, war keine einfache Zeit. Ich habe oft und stundenlang geweint. Lange Zeit dachte ich, ich dürfe nicht mehr lachen. Aber unterkriegen liess ich mich nicht. Forscher nennen diesen Wesenszug «Resilienz». Ich weiss nicht, ob meine Psyche stärker ist als die von anderen Menschen. Aber was ich weiss: Damals, als ich trauerte, waren positive Menschen da, die mir beistanden.
Heute bin ich überzeugt: Solidarität trägt, hilft einem, schreckliche Zeiten hinter sich zu bringen. Sie hilft einem, wieder Lebensmut zu finden. Ich weiss noch, wie ich ein halbes Jahr nach dem Tod meines Freundes vor dem Spiegel stand und versucht habe zu lächeln. Manche werden dies als Hausfrauenpsychologie abtun – bei mir aber hat es funktioniert.
Damals spürte ich: Ein Lachen hat Auswirkungen auf das Immunsystem. Selbst dann, wenn es sich um ein künstliches Lächeln handelt, während man innerlich eigentlich wütend oder traurig ist. Kurz darauf fing ich an, regelmässig joggen zu gehen. Ich ging regelmässig raus in den Wald. Kopf auslüften, neue Gedanken aufsaugen. Ich wollte das Leben wieder spüren. Geholfen hat mir damals übrigens auch Musik, jene von Herbert Grönemeyer etwa.
Montag, 13. April: Derart ruhige Ostertage habe ich wahrscheinlich noch nie erlebt. Frühmorgens war ich jeweils mit dem Velo unterwegs und habe viel geschwitzt (Sixpack-Challenge!), danach war ich (meistens liegend) auf der Terrasse, habe gelesen (fast keine News), Schach gespielt und die Sonne genossen. Gut gegessen habe ich auch (die ersten Spargeln aus Deutschland). Und ja, zwei, drei Gläser Prosecco habe ich mir auch genehmigt. Momoll, ein bisschen Spass muss sein.
Sonntag, 12. April: Am Sonntag sollst du ruhen (stimmt nicht ganz, ich war frühmorgens bereits auf einer kleinen Velotour) oder gute Dinge tun. Ich habe heute mit meiner Mutter telefoniert. Sie klang ziemlich aufgebraucht.
Ich: «Was ist los, Mami?»
Mutter: «Also dieser Urs Rohner ist ein unverschämter Kerli.»
Ich: «Meinst du den CS-Präsidenten?»
Mutter: «Ja, genau. Jetzt haben wir wegen dem Coronavirus so viele Probleme im Land. Aber das scheint diesem Herrn total egal zu sein. Krise hin oder her, die CS will trotzdem Boni ausbezahlen. Einfach unverschämt.»
Was sollte ich darauf nur antworten?
Für einmal hatte mein Mami absolut recht. Mir war auch die Spucke weggeblieben, als Urs Rohner in der Talkshow von Roger Schawinski die Frage, ob die CS angesichts der Coronakrise ein Zeichen setzen und einen Bonus-Verzicht aussprechen werde, wie folgt beantwortete:
«Die Bonus-Frage ist derzeit nicht das wichtigste Thema, das die Bank beschäftigt. Weil die Höhe der Boni aber eng an die Entwicklung des Aktienkurses geknüpft sind, werden diese sicher tiefer ausfallen.»
Man kennt das: Geht es um ihre Boni, werden die helvetischen Banker gerne einsilbig. Aber dass in der aktuellen Situation ein Manager so wenig «Gspüri» hat, finde ich ziemlich unmöglich.
Und Rohner ist scheinbar nicht der einzige Schweizer Banker, der so tickt. Leider.
Samstag, 11. April: Mein Sixpack-Personal-Trainer Dennis Hediger war mit meiner ersten Trainingssession (siehe Vortrag) nicht zufrieden. Aber so schnell gebe ich nicht auf. Stattdessen habe ich mir wegen meiner anfängliche Liederlichkeit für den heutigen Morgen eigenhändig eine Strafaufgabe aufgehalst: Frühmorgens radle ich über den 793 Meter hohen Albispass. Schliesslich soll ich ja in den nächsten zwölf Wochen auch an meiner Kraft und der Ausdauer arbeiten.
Genauso wichtig ist, denke ich, auch die Erholung während einer harten Trainingsphase. Deshalb verbrachte ich den Nachmittag auf der Terrasse im Liegestuhl, genoss die Sonne, beschäftigte mich mit dem Nichtstun und las den Roman «Nochmals Deutschboden» von Moritz von Uslar.
Ach ja, und für alle «Bluewin»-Lesenden, die wissen wollen, wie mein Bauch aktuell aussieht, hier noch ein Beweisbild (ohne Photoshop oder sonstige Filter aufgenommen):
Freitag, 10. April: Start zur Sixpack-Challenge – ohne viele Worte, dafür mit mit etwas Schweiss und zwei knallharten Videos:
Donnerstag, 9. April: Uff, da habe ich mir aber was Schönes eingebrockt: Wenn ich schon eine Fitness-Challenge ins Leben rufe (siehe weiter unten), meinten meine Chefinnen und Chefs, dann müsste ich das schon richtig hart angehen, also nicht nur täglich ein paar Liegestütze absolvieren und darüber in meinem Corona-Tagebuch schwadronieren.
Was meinen Bossen genau vorschwebt? Ein Sixpack! Immerhin wird mir für dieses ambitionierte sportliche Vorhaben ein Personal Trainer zur Seite gestellt. Also fast.
Auf «Teleclub Zoom» wird ab morgen Freitag (9 Uhr) die «Sixpack-Challenge» mit Dennis Hediger ausgestrahlt. Der Fussball-Profi vom FC Thun will mich (und möglichst viele andere Schweizerinnen und Schweizer) fit machen – im eigenen Wohnzimmer.
Während der nächsten zwölf Wochen zeigt der wohl fitteste Fussballer der Schweiz, worauf es beim Training in der Quarantäne ankommt und wie man trotz Lockdown seinen Körper in Form bringen kann. Und ich armer Cheib soll nicht nur mitmachen, sondern auch noch darüber berichten. Uff!
Fitness-Challenge: Zehn Liegestützen.
Mittwoch, 8. April: Ich bin nicht der einzige Mensch, der in der Isolation bunte Socke trägt und so den Alltag in den eigenen vier Wänden etwas farbiger gestaltet. «Bluewin»-Leserin Christine Dolder tut es auch (Bild siehe oben).
Und Frau Dolder tut noch anderes, was ich dieser Tage auch regelmässig mache: Menschen beobachten (beim Osterglockenstibitzen auf dem Friedhof), Velo fahren, Bücher lesen (aktuell den neuen Roman von Pascal Mercier) und ihr «Leben aufschreiben in ein schönes leeres Buch, das ich mal geschenkt bekam. Sie, Herr Bötschi, haben mich dazu inspiriert. Plötzlich dachte ich, es sei der richtige Moment, um damit anzufangen. Merci beaucoup für die Inspirationen!» Aber gern doch.
Fitness-Challenge: Neun Liegenstützen.
Dienstag, 7. April: Siehe Vortag (hoch lebe die Routine) – mit diesen vier Ausnahmen: acht Liegestütze (persönliche Fitness-Challenge), den Rest der wunderbaren Rhabarber-Wähe am Mittag gegessen, keine Ausfahrt mit dem Velo, abends auf Arte die ersten drei Folgen der TV-Serie «Cannabis» geguckt.
Lesetipp: Es schreiben aktuell viele Menschen Tagebuch, unter anderem auch dieser (Gross-)Vater auf der Onlineplattform Ronorp.
Montag, 6. April: 6.25 Uhr Aufstehen. 6.27 Uhr sieben Liegestütze (persönliche Fitness-Challenge, siehe auch Samstag, 4. April). 6.28 Uhr Kaffee trinken und drei Scheiben Knäckebrot essen. 6.32 Uhr Computer aufstarten, Homeoffice beginnen. 7 Uhr zweiter Kaffee. 7.32 Uhr dritter Kaffee. 9.05 Uhr vierter Kaffee. 12.32 Uhr Mittagspause (Pasta mit Broccoli). 13.01 Uhr fünfter Kaffee. 13.04 Uhr Homeoffice. 14.05 Uhr Telefon mit einem Fotografen. 16.03 Uhr Computer ausschalten.
16.12 Uhr Velofahren. 17.45 Uhr Draussen auf der Terrasse Zeitung lesen. 18.04 Uhr mit den Eltern telefonieren. 18.3 Uhr Zum Znacht gibt es Rhabarber-Wähe (selbst gemacht). 19.30 Uhr «Tagesschau» schauen. 20 Uhr auf Myfilm.ch den traurig-melancholischen Film «Le Milieu De l'horizon» über eine französische Bauernfamilie im Hitzesommer 1976 der Schweizer Regisseurin Delphine Lehericey schauen. 21.50 Uhr die neue Ausgabe von «Crime» lesen. 23.07 Uhr Lichter löschen.
Sonntag, 5. April: Trainingspausen machen Sportler besser, Tagebuchverfasser auch? Wir werden sehen.
Fitness-Challenge: Sechs Liegestützen.
Samstag, 4. April: Früh aufgestanden. Ich habe keine Lust auf Schlange stehen in der Migros. Weniger Leute, mehr Abstand. Während der Nacht waren Sprayer im Quartier unterwegs. Ach, ich mag Menschen nicht, die das Eigentum anderer Leute mutwillig beschädigen. Und in Krisenzeiten finde ich das noch dümmer. Wenn die Sprüche wenigstens klug wären oder zum Denken anregen täten. Aber die Person, welche «Alain Berset & Co. können uns am Arsch lecken, weil Solidarität geht anders!» gesprayt hat, beweist nur, dass sie keine Ahnung davon hat, wie sich das Coronavirus verbreitet.
Am Nachmittag eine Stunde auf dem Velo durch den Wald gefahren, danach startete ich daheim meine persönliche Fitness-Challenge – ab sofort jeden Tag eine Liegestütz mehr absolvieren. Ich beginne mit fünf Wiederholungen. Später geniesse ich die Sonne auf der Terrasse und lese. Am Abend brauche ich, neben einem Teller Spargel, eine Portion Spass: Ich gucke auf myfilm.ch die Komödie «Womit haben wir das verdient». Wandas Welt steht Kopf: Klammheimlich ist ihre 16-jährige Tochter Nina zum Islam konvertiert, betet pünktlich und will ab sofort Fatima genannt werden. Momoll, es gibt während den 90 Minuten viel zu lachen.
Freitag, 3. April: Meine persönlichen Statistiken nach drei Wochen Notrecht und vier Wochen Homeoffice:
Schoggikonsum: Von anfänglich anderthalb Tafeln auf eine Reihe täglich reduziert.
Toilettenpapier: Nicht gehamstert.
Trainingspensum: Früher am Montagabend jeweils 45 Minuten Badminton gespielt; seit Beginn des Notstandes in der Schweiz fünf- bis sechsmal pro Woche 45 bis 60 Minuten auf dem Velo gesessen.
Lesestoff (neben diversen Zeitungen und Zeitschriften): Früher ein bis drei Bücher im Monat gelesen; heute pro Woche anderthalb.
Fernsehen: Früher zwei- bis dreimal pro Woche die «Tagesschau» geguckt, heute täglich.
Netflix-Serien: Früher fünf Stunden pro Woche geschaut, aktuell zwölf bis vierzehn Stunden. Meine aktuelle Lieblingsserie läuft aber gerade auf Arte: Follow the Money – Die Spur des Geldes.
Bildschirmzeit iPhone (gegenüber Vorwoche): Plus 21 Prozent.
Gewicht: Minus zwei Kilogramm.
Donnerstag, 2. April: Die Anzahl meiner bad hair days werden ab sofort rapid in die Höhe schnellen. Heute hätte ich einen Termin beim Coiffeur meines Vertrauens gehabt. Aber ich habe ja bereits am Montag, 23. März (siehe weiter unten), angekündigt, was ich mit meiner blondierten Pracht tun werde, sollte auf meinem Kopf nur noch ein wildes Debakel zu sehen sein.
Serientipp: Nach Wolkenbruch gibt es jetzt auch eine «Wolkenbrüchin». Wird man als Jüdin in Berlin glücklicher als in New York? «Unorthodox» heisst die Netflix-Miniserie. Unbedingt schauen.
Mittwoch, 1. April: Darf man eigentlich schon Witze machen über das Coronavirus? Falls ja, ich hätte diesen auf Lager:
Fragt der Interviewer: Corona?
Roger Schawinski: Isch mini Idee gsi!
Tusch.
Dienstag, 31. März: Wilde Träume und schlecht geschlafen. Ist das vermaledeite Virus daran schuld, oder sind es erste Anzeichen von seniler Bettflucht? Zum Glück habe ich heute frei. Kaum das Handy eingestellt, klingelte es dauerhaft. Ach, fast vergessen, ich habe heute was zu feiern. Die Party musste ich leider absagen. Na ja, immerhin reicht es für einen Quarantänen-Maskenball zu zweit. Für mich und dich. Prost!
Am Abend ruft mich meiner Mutter an und erzählt, sie haben im Garten eine rote Tulpe entdeckt. Die Tulpen hätten auch geblüht, als ich vor 53 Jahren auf die Welt gekommen sei. Sie hätten allerdings weisse Hüte getragen, denn am Tag davor hatte es ziemlich stark geschneit.
Mein Lesetipp: Die Biografie «Durch Mauern gehen» von der Performancekünstlerin Marina Abramović (über 470 Seiten). Sie hat die Grenzen der Kunst gesprengt: sich gepeitscht, mit einer Scherbe ein Pentagramm in den Bauch geritzt, ein Messer in die Finger gerammt.
Montag, 30. März: Die Verunsicherung ist gross, viele Fragen bleiben offen. Wie überstehen wir die Corona-Krise? Wie lange wird sie dauern? Und was machen meine Freundinnen und Freunde, die selbständig sind und deren Läden jetzt alle geschlossen sind? Werde ich in diesem Sommer noch in die Badi gehen können und in einem Club wild tanzen? Wird es mit meinem schon lange geplanten Fünfwochen-Berlin-Aufenthalt im Juni klappen?
Was macht der Ausnahmezustand mit unserer Gesellschaft? Und wird die Krise uns verändern?
Im «Spiegel» antwortet der Soziologe Armin Nassehi auf diese Frage: «Prognosen sind immer problematisch. Aber ich würde sagen, nein. Wir wissen ziemlich genau, wie resistent gesellschaftliche Strukturen gegen Ereignisse sind. Es gab doch einige gravierende Ereignisse im 20. Jahrhundert, und sie haben an den grundlegenden Gesellschaftsstrukturen weniger verändert, als man denkt. Die Routinen kommen schnell wieder.»
Mein Lesetipp: Vor einer Woche startete Journalistin und «Bluewin»-Kolumnistin Caroline Fink ihr Corona-Projekt «Inside I feel». Nun sind die ersten Texte erschienen, zu finden unter diesem Link.
Sonntag, 29. März: Das zweite Notstand-Wochenende in der Schweiz, das zweite Wochenende hintereinander ohne Terminstress. Wenn ich ehrlich bin und nicht wüsste, dass dieses vermaledeite Virus draussen sein schreckliches Unwesen treibt: In meinen eigenen vier Wänden fühlt sich das zwangsweise Nichtstun ein bisschen wie Ferien an. Auch sonst ist heute ein leichter Tag, weil ich mich der News-Welt verweigere. Kaum aufgewacht, steige ich auf mein Velo. Danach hänge ich in der Wohnung Bilder um. Später liege ich auf dem Sofa und lese («Nochmals Deutschboden» von Moritz von Uslar). Die «31 Versuche zu beschreiben, was gerade mit uns passiert» aus dem «Tagi-Magi» lege ich nach dem vierten Versuch weg (Grund: zu negativ). Abends gebe ich mir die drei letzten Folgen der dritten Staffel von «Ozark». Eine Familiengeschichte der anderen Art.
Samstag, 28. März: WC-Papier ist derzeit begehrte Ware, die Regale in den Supermärkten sind oft leergeräumt. Asche über mein Haupt! Ja, ich gebe zu, ich habe vergangene Woche auch zwei Pack (statt wie normalerweise nur eines) gekauft. Durch die Bilder von Einkaufswagen voller gehamstertem Toilettenpapier sei dieses zu einem «Symbol für Sicherheit» geworden, sagt Wissenschaftler Steven Taylor, der ein Buch über die Psychologie von Pandemien geschrieben hat. Aber man könnte doch auch mit Wasser sein Füdli sauber ... ach, egal.
Was mir heute Morgen in der Migros zudem aufgefallen ist: Ohrenstäbchen scheinen kein Renner zu sein in der aktuellen Corona-Krise. Und was heisst das jetzt Herr Wissenschaftler? Haben die Leute genug von schlechten Nachrichten und es ist ihnen deshalb total egal, wenn ihre Ohren langsam verstopfen? Oder fürchten die Menschen einen Krampfanfall, weil die Stäbchen ungesund sind? Was, Sie, liebe Lesenden, glauben mir nicht? Dann lesen Sie diese Geschichte (Sie haben je eh nichts zu tun, oder?).
Mein Musiktipp für das Wochenende: «Who Do You Think You Are» von den Spice Girls.
Freitag: 27. März: Die gute Nachricht: Ich fahre jeden Tag allein 45 Minuten Velo. Die schlechte Nachricht: Mein Schoggikonsum ist weiterhin sehr hoch. Heute war geplant, mit ein Freunden nach Basel zu fahren. Wir wollten die Ausstellung von Edward Hopper in der Fondation Beyeler ansehen. Das Virus hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Was nicht weiter tragisch ist: Das Thema der Ausstellung, «Ein Neuer Blick auf Landschaft», den habe ich jetzt direkt vor der Haustüre. Die Langstrasse in Zürich an einem Freitagabend menschenleer? Das habe ich so noch nie gesehen. Es fühlt sich irgendwie komisch an, zugleich aber auch sehr beruhigend – genauso wie ein Wochenende ohne Termine und ohne «Ich muss noch das und das und das».
Lesetipp des Tages: Das Corona-Tagebuch von Michèle Meyer in der WOZ: «Zum Glück werde ich sauer. Das hilft.»
Donnerstag, 26. März: Gute Laune. Obwohl ich (wieder) mies geschlafen habe (beziehungsweise zu kurz). Und dann zieht heute Morgen auch die Bise noch so gemein kalt um das Haus. Aber ehrlich gesagt, das ist mir tausendmal lieber, als wenn es draussen jetzt bereits an die 30 Grad wären und ich im eigenen Saft daheim im Homeoffice hocken müsste.
Was ich heute alles erledigt habe? Unter anderem zwei launige Interviews geschrieben respektiv bearbeitet, die demnächst auf «Bluewin» erscheinen werden. Sie wollen wissen, mit wem ich gesprochen habe? Sorry, ich muss gehen, der Postmann hat gerade zweimal geklingelt. Habe mir das neue Buch von Roger Schawinski bestellt. Genau, ich brauche neuen Lesestoff.
Mittwoch, 25. März: Wieder schlecht geschlafen. Nach zwei Kafis aber doch noch wach geworden. Kurz nach neun Uhr ruft Papi an: «Ich wurde negativ getestet. Ich habe kein Corona.» Der Tag ist gerettet. Am Nachmittag eine Stunde Velo fahren der Limmat entlang. Kopf auslüften. Danach eine Partie Schach gespielt und verloren.
Lesetipp des Tages: Der Schweizer Schriftsteller Peter Stamm schreibt seit vergangener Woche online ein Corona-Tagebuch.
Dienstag, 24. März: Frühmorgens das Telefon von Mami. Papi ist wieder im Spital-Notfall (wegen seines Bandscheibenvorfalls). Mami weint, aber ich darf nicht vorbeigehen – nicht zu ihr nach Hause und ins Spital sowieso nicht. Warten. Warten.
Am Nachmittag endlich Entwarnung: Papi darf wieder nach Hause. Natürlich haben sie ihn auch auf Corona getestet. Der Arzt will sich morgen melden und das Resultat bekannt geben. Vorsorglich sollen meine Eltern nicht mehr im gleichen Schlafzimmer schlafen. Nach 55 Jahren Ehe zum ersten Mal getrennte Betten. Corona, ich hasse dich!
Montag, 23. März: Schlecht geschlafen. Schon wieder. Der Kloss im Magen will nicht weg. Ich sitze auf meinem roten Nashorn auf der Terrasse und geniesse die Morgensonne. Die zweite Woche Homeoffice. Routine schleicht sich ein und der Kafi- und Schoggikonsum geht weiter nach oben.
Über Mittag, trotz bitterkalter Bise, 45 Minuten auf dem Velo gestrampelt. Fragen tauchen auf. Was wohl mit all den falschen Blondinen passieren wird in den nächsten Wochen. Ich habe mich bereits entschieden: Dauert der Shutdown länger als einen Monat, werde ich mir die Haare raspelkurz abrasieren.
Sonntag, 22. März: Zu früh aufgewacht, viel zu früh. Zwei Cappuccinos, danach aufs Sofa gefläzt und zwei Partien Schach (gegen ein Handyprogramm) gespielt. Kurz bevor mir die Decke auf den Kopf fällt und der Regen vom Himmel, aufs Velo gestiegen. Social-Distancing-Strampeln auf einer wenig befahrenen Nebenstrasse.
Unterwegs am Kiosk sonntäglichen Lesestoff gekauft. Zahlungen erledigen. Lesen. Zuerst Zeitung, dann «Wolkenbruchs waghalsiges Stelldichein mit der Spionin». Ein längeres Telefonat mit einem guten Freund. Zum Abendessen Spargel aus Italien, danach drei Folgen «Follow The Money» auf Arte. Anderthalb Tafeln Schoggi verschlungen. Mein neuer Übername: Khashoggi.
Lesetipp des Tages: Thomas Meyers neues Buch «Wolkenbruchs waghalsiges Stelldichein mit der Spionin». Im ersten Teil hatte der orthodoxe Jude Motti Wolkenbruch fast immer brav getan, was seine Eltern von ihm erwarteten – im zweiten Teil wird es wilder und Motti der Chef der Jüdischen Weltverschwörung.
Samstag, 21. März: Endlich wieder einmal acht Stunden durchgeschlafen. Der Kloss im Magen immer noch da. Seit anderthalb Wochen im Homeoffice, seit einer Woche keine Freundinnen und Freunde mehr getroffen (am Abend machen wir eine Telko zu viert).
So früh wie noch nie in der Migros gestanden. Rushhour vermeiden, Abstand halten. Am Nachmittag eine Stunde Velofahren. Daheim zum Fenster hinausschauen. Luft holen. 20 Prozent der Nachbarn machen im Wohnzimmer Turnübungen, 80 Prozent sind mit Putzen beschäftigt. Der Herr direkt gegenüber versucht verzweifelt mit einem Minitüchlein gegen den Schmutz an seinen Fenstern anzukommen.
Gegen Abend telefonieren mit den Eltern. Beide über 80. Risikogruppe. Papi leidet doppelt: Er hat üble Schmerzen wegen eines Bandscheibenvorfalls. Aber er weiss, jetzt nochmals in den Spital einliefern lassen, ist keine gute Idee. Zum Glück kommt seit vergangener Woche zweimal eine Spitex-Frau vorbei. Mami zum x-ten Mal erklärt, warum sie wirklich nicht mehr mit dem Stadtbus fahren soll. Heute eine ganze Tafel Schoggi gegessen. Süsses gegen den Lagerkoller.
Lesetipp des Tages: Deutschboden von Moritz von Uslar. Der deutsche Autor zeichnete ein (zu) sympathisches Bild von den Bewohnern einer ostdeutschen Kleinstadt.